Mittwoch, 26. April 2017

[Rezension] Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden-Emily Barr

 
Inhalt:
Da Flora an einer Amnesie leidet muss sie sich jeden Tag selbst daran erinnern, was sie erlebt hat und wer sie ist. Seit ihrem 10. Lebensjahr kann sie keine Erinnerungen länger als ein paar Stunden speichern, was es ihr schwermacht ein normales Leben zu führen. Doch eines Tages bleibt ihr eine Erinnerung, die ihr Leben verändern wird: Sie weiß auch noch nach Tagen, dass sie nachts einen Jungen am Strand geküsst hat und dieser Junge nach Svalbard umgezogen ist. Kurzerhand nutzt sie die Gelegenheit der einzigen bleibenden Erinnerung und fährt diesem Jungen hinterher, bis an den Nordpol. Eine Reise zu sich selbst beginnt.
 
Meine Meinung:
Die Geschichte verspricht schon vom Klappentext eine interessante Protagonistin und eine außergewöhnliche Geschichte. Leider hat mich die Umsetzung enttäuscht.
Der Schreibstil ist relativ fade, da die Satzkonstruktionen immer gleich sind und der Wortschatz sich in Grenzen hält. Ich habe das Gefühl, ich lese immer wieder dasselbe.
Die Geschichte zieht sich etwas, was auch an den vielen Wiederholungen liegt, wenn sich Flora wieder etwas ins Gedächtnis rufen muss, das sie vergessen hat. Immer wieder werden dieselben Erinnerungen an ihr Leben als sie klein war oder an den Kuss mit dem Jungen hervorgebracht. Dies dient dazu, dass Flora sich überhaupt orientieren kann, da der Leser selbst es aber nicht vergessen und grade erst gelesen hat, können diese Wiederholungen anstrengend werden. Erst gegen Mitte nimmt die Handlung Fahrt auf und erst am Ende konnte mich die Geschichte wenigstens etwas überzeugen. Natürlich ist Floras Schicksal traurig und dass sie so gut klarkommt, macht Mut, aber alles was passiert, passt für mich nicht richtig zusammen. Es ergibt sich für mich kein rundes Bild, sodass ich auch nicht richtig mit der Protagonistin mitfühlen kann.
Hinzu kommt, dass sämtliche Nebencharaktere, bis auf ihren Bruder und einige wenige, die auf Floras Reise eine kurze Rolle spielen, schlichtweg unsympathisch sind. Wie sie mit Flora umgehen ist manchmal wirklich schockierend, vor allem bei ihren Eltern kann ich nur den Kopf schütteln. Nur ihr Bruder Jacob wirkt sehr liebevoll und freundlich, ist meiner Meinung nach aber zu kurz gekommen.
Flora selbst definiert sich überwiegend über ihren Gedächtnisverlust, von der Autorin so geschrieben, wie auch als Charakter selbst, ist das ihr herausstechendes Merkmal, auf das sich alle inklusive ihr selbst stützen. Aber auch ihr Mut und dass sie trotz allem versucht ihr Leben so gut es geht zu bewältigen nötigt mir Respekt ab.
 
Fazit:
Für mich leider eher ein Flop, ich habe mich streckenweise gelangweilt, streckenweise war ich genervt und die wenigen Lichtblicke konnten mich nicht vollends überzeugen.
 
 
 

Samstag, 22. April 2017

[Hörbuch-Rezension] Siren-Kiera Cass

Inhalt:
Als Kahlen bei einem Schiffsunglück als Einzige überlebt, während ihre Familie ertrinkt, schwört sie der See ihre Treue. Sie muss ihr 100 Jahre als Sirene dienen, ist dabei unsterblich und altert nicht. Der Preis für ihr Leben ist jedoch grausam: Sie muss singen, wenn die See es von ihr verlangt und schweigen, wenn sie unter Menschen ist, denn jeder Mensch, der ihre Stimme hört muss sterben. Sie lebt überwiegend stumm, doch eines Tages begegnet sie einem Jungen, der sie auch ohne Worte versteht und ihr Leben auf den Kopf stellt. Akinli scheint ihr Seelenverwandter zu sein und doch dürfen sie nicht zusammen sein.
 
Meine Meinung:
Ich habe die Selection- Reihe der Autorin verschlungen und wollte es nun mit Siren als Hörbuch probieren.
An die Sprecherin Inga Reuters musste ich mich anfangs erst gewöhnen, da ich ihre verstellten Stimmen bei den Nebencharakteren, wie Kahlens Sirenen-Schwestern etwas affektiert finde. Die Protagonistin wird aber jugendlich und angenehm von ihr gesprochen, sodass das kein Problem ist.
Das Thema des Jugendbuchs ist interessant, denn in dieser Form ist es eine neue Idee, die ich sonst noch nicht gelesen habe. In diesem Genre ist Kahlens Geschichte etwas Neues. Hierbei hat mir vor allem die See gefallen, die personifiziert dargestellt wurde. Sie hat Gefühle, Gedanken und redet zu den Mädchen. Sie kann sie trösten  und bestrafen und im Hörbuch wird das durch eine tiefere Stimme dargestellt. Inga Reuters spricht es ruhig, aber auch mit bedrohlichen Nuancen, sodass der Zwiespalt der See, einerseits Mutter der Sirenen, andererseits ihre Herrscherin klar hervortritt.
Die Handlung wird zwischendurch immer wieder etwas dünn, da nichts Wirkliches passiert, aber zumindest gab es bei mir bei dem Hörbuch keine Flaute dadurch, wer weiß, vielleicht hätte es beim gedruckten Buch anders ausgesehen. Durch die Kürze des Buches ist es für mich schwer nachzuvollziehen gewesen, warum zwischen Kahlen und Akinli starke Gefühle entstehen konnten, wo sie doch so wenig Zeit miteinander verbringen.
Meiner Meinung nach hätte die Liebesgeschichte mehr ausgebaut sein können, so ließ mich dieser Aspekt als Hörerin eher unbefriedigt zurück.
 
Fazit:
Als Hörbuch ganz nett, tolle Idee aber leider fehlt das gewisse Etwas um das Potenzial voll ausschöpfen zu können.

Dienstag, 11. April 2017

[Hörbuch-Rezension] Drei Meter unter Null von Marina Heib

 
Inhalt:
Ein Leben lang hat sie sich zurückgehalten und versucht ein normales Leben vorzutäuschen, doch eines Tages wird sie zur Mörderin. Sie ist eine Wölfin, die andere Wölfe umbringt und nicht mal Mitleid empfindet. Sie wird erst aufhören, wenn alle tot sind, die ihr den Versuch auf ein Leben genommen haben. Sie beobachtet und plant, verkleidet und nähert sich ihren Opfern nur mit einem Ziel: Um zu töten.

Meine Meinung:
Anna Thalbach spricht hier die sehr spannende Rolle der Protagonistin, aus deren Sicht die Ereignisse geschildert werden. Diese Stimme passt wie die Faust aufs Auge, denn Thalbach kann die Atmosphäre des Buches perfekt durch ihre Betonungen aufbauen. Sie ist mal schneller, mal langsamer, mal flüstert sie, um dann wieder entsetzt zu rufen. Dadurch wird der Thriller zu einem Hörgenuss, den man nebenbei aber auch gerne mit voller Aufmerksamkeit hören kann.
Die Protagonistin selbst gibt Grund für Vermutungen während des Lesens, denn es gibt viele Rückblenden, die ihre Kindheit beleuchten. Es gibt gute und schlechte Ereignisse, aber man fragt sich, was genau geschehen ist, dass in ihr die Lust zu Töten geweckt hat. Auch an diesen Rückblenden merkt man, dass die Protagonistin schon immer leicht eigenartig und auch eigenwillig war, wobei sich die Erinnerungen aus der Kindheit und die "mörderische Gegenwart" ausgewogen abwechseln. Die Spannung wird dadurch aufrecht erhalten. Die Ich-Perspektive tut ihr Übriges um die Gefühlswelt der Protagonistin auszudrücken und der Hörer erlebt hautnah mit, wie sie zur Mörderin wird.
Als Buch hätte ich wohl an manchen Stellen eine Leseflaute gehabt, aber als ungekürztes Hörbuch hat sich keine Langeweile eingestellt.
 
Fazit:
Hier wurde die perfekte Sprecherin ausgesucht, sodass die Umsetzung packend gelungen ist.

Freitag, 7. April 2017

[Rezension] Das Labyrinth der Lichter-Carlos Ruiz Zafrón


Inhalt:
Der letzte Band rund um die Reihe zum ,,Friedhof der vergessenen Bücher".
Ein Auftrag der Polizei veranlasst Alicia Gris in ihre Heimatstadt Barcelona zurückzukehren, um das Verschwinden eines angesehenen Ministers, Mauricio Valls, aufzuklären. Dabei stößt sie auf seine dunkle Vergangenheit als Direkt im Montjuïc Gefängnis. Viele Menschen haben als Motiv die Rache dieser Tage. Zwischen zwielichtigen Gestalten, tragischen Schicksalen und grausamen Morden findet Alicia mehr und mehr heraus, mit was sie es zu tun und führt dabei die Geschichten vieler Familien und Personen zusammen, die miteinander in Zusammenhang stehen.

Meine Meinung:
Dies ist mein erstes Buch von Zafón und ich steige damit am Ende einer Reihe ein, zu der, laut Autor, von jedem Band Zugang gefunden werden kann. Das kann ich bestätigen, denn auch wenn ich anfangs nicht gewusst habe, wohin mich die Reise führt, konnte ich mich unabhängig von den anderen Bänden in der Geschichte zurechtfinden. Auch ohne die Charaktere aus den anderen Teilen zu kennen, wird schon früh ersichtlich, auf welchem Wege sich diese kreuzen werden.
Manche Charaktere sind einem sofort sympathisch, wie der etwas kindliche Daniel Sempere, manche Schurken sind dem Leser von Anfang an unsympathisch und manche Charaktere müssen sich im Verlauf der Geschichte erst noch beweisen, Am meisten gefallen hat mir die Persönlichkeit Fermíns, der mit seinem Wortwitz und seinen teils ironischen, teils verrückten Aussagen so viel Schwung in die Geschichte bringt, das man immer dann, wenn er auftaucht, gleich viel eher weiterlesen möchte. Er lockert die düstere Atmosphäre des Nachkriegs-Barcelonas auf und konnte mir sogar an den traurigsten Stellen ein Grinsen entlocken, wenn er mal wieder seine Kommentare abließ.
Der Schreibstil von Zafón ist erlesen, einmalig wortgewandt und so gewaltig, dass ich mir am liebsten hunderte Zitate herausgeschrieben hätte, um diese nie zu vergessen. Trotz dieser herausragenden Art zu schreiben, habe ich zwischendurch etwas kämpfen müssen um dran zu bleiben, da vor allem Alicias Ermittlungen in ihrem Fall etwas langatmig wurden. Da hätte man sich gut und gerne kürzer fassen können.
Am Schluss bleibt zu sagen, dass es erstaunlich ist, wie umfangreich diese Geschichte ist und wie viele Charaktere der Autor vor allem zum Ende hin plausibel zusammenbringt, auch wenn mir nicht alle Punkte gefallen haben.

Fazit:
Auch wenn der Autor sich zwischendurch hätte kürzer halten können, ein sprachgewaltiger Roman, der mit viel Talent mehrere Schicksale und Charaktere zusammenbringt.



Samstag, 1. April 2017

[Rezension] Chosen:Die Bestimmte - Rena Fischer

Inhalt:
Schon lange weiß Emma um ihre besonderen Fähigkeiten, die sie vor normalen Menschen verstecken muss. Doch nach einem tödlichen Unfall ihrer Mutter ändert sich ihr Leben schlagartig. Sie muss umziehen, wird auf ein Internat geschickt, dass nur begabte junge Menschen mit besonderen Gaben besuchen und gerät zwischen die Fronten zweier verfeindeter Parteien. Wem sie trauen kann und wem nicht, muss sie selbst herausfinden, denn jeder versucht, sie auf seine Seite zu ziehen.
 
Meine Meinung:
Dieses Debüt von Rena Fischer hat mir eine Rezension etwas schwer gemacht, da dieses Buch ein zweischneidiges Schwert für mich ist. Auf der einen Seite gibt es klare Schwachpunkte für mich, auf der anderen Seite gibt es aber auch klare Pluspunkte, weswegen auch die Bewertung so ausfallen wird.
Das Buch spielt in Irland, was mich als bekennenden Irlandfan sehr gefreut hat. An den Namen der Charaktere kann man dies auch erkennen, leider hat mir ein bisschen die Atmosphäre der irischen Natur gefehlt, was jedoch nicht weiter schlimm ist.
Der Anfang war ein kleiner Kampf für mich, denn die Kapitel sind so kurz, teilweise nur 2 Seiten, dass gerade dann, wenn sich eine Situation aufgebaut hat, diese abgebrochen wurde, um auf eine neue einzugehen. Dies soll, laut Autorin, die vielen schnellen und kurzen Eindrücke der Protagonistin widerspiegeln, die anfangs auf sie einprasseln. Dieses Mitgefühl des Lesers hätte meiner Meinung nach deutlich besser durch Gefühlsbeschreibungen und Gedanken erreicht werden können. So war bei mir eher das Gegenteil der Fall: Ich war genervt und konnte keine Beziehung zu den Charakteren aufbauen. Nach ca. hundert Seiten ändert sich das jedoch, denn die späteren Kapitel haben die richtige Länge, sodass auch Spannung aufgebaut werden kann.
Nach dem eher schlechten Anfang liest man sich durch eine kurzweilige und interessante Geschichte, verfolgt die Protagonistin Emma bei ihren Abenteuern, die teilweise sehr actionreich sind. Gerade dann wenn man zu Ruhe kommt, passiert etwas Neues und das hat mir gut gefallen.
Es gibt Rückblenden aus der Sicht von Emmas Mutter, die in der Vergangenheit spielen, was den Plot sehr gut ergänzt, ohne dass es dem Leser anfangs zu viel verrät. Auch diese sind demnach gelungen.
Kommen wir zur Protagonistin. Auch hier wieder ein zweischneidiges Schwert: Die meiste Zeit plappert sie immer der jeweiligen Partei nach, mit der sie Kontakt hat, wirkt daher unsicher in ihrer eigenen Meinung und etwas naiv. Die wenigen Anflüge von Charakterstärke konnten diesen Eindruck leider nicht mehr retten. Auch wenn sie mir somit nicht ganz so sympathisch war, hat mich das bei der Geschichte aber nicht so gestört, dass ich nicht hätte weiterlesen wollen denn es gibt andere Charaktere, wie Jared und ihr Vater Jacob, sowie Farran, die so interessant sind, dass man gerne mehr über sie erfahren möchte.
Ein großer Pluspunkt, den ich am Ende noch nennen möchte, ist, dass von Anfang an nicht profiliert wird, wer gut und wer böse ist. Die Eindrücke wechseln immer wieder und zusammen mit Emma kann sich der Leser bis zum Ende nie sicher sein, wer nun der Böse ist und alle Fäden zieht.
 
 
Fazit:
Hält man den eher nicht guten Anfang der Geschichte durch, kann man mit einem weiteren gelungen Verlauf des Plots mit Spannung und interessanten Wendungen belohnt werden.